Inhalt:
1. Welcher Rucksack wofür?
Beim Rucksackkauf hat man grundsätzlich die Wahl zwischen zwei verschiedenen
Konstruktionen, dem Außen- und dem Innengestellrucksack.
DieWahl zwischen diesen beiden Modellen wird hauptsächlich von
dem Einsatzgebiet bzw. von der zu tragenden Last beeinflußt.
1.1 Innengestell-Rucksäcke
90-95 Prozent der heutzutage verkauften Rucksäcke sind Innnengestell-Rucksäcke
und das hat seinen guten Grund.
Der größte Vorteil dieser Konstruktion ist der überaus
gute Tragekomfort sowie die optimale Anpassungsmöglichkeit an den
Körper. Weiterhin ist der schmale, kompakte Schnitt bei manchen Aktivitäten
von Vorteil wie z.B. beim Klettern oder aber auch beim Einsteigen in einen
Bus oder Zug. Wie der Name schon sagt, wird bei diesen Modellen das Gestell,
welches meistens von zwei parallel oder v-förmig angeordneten Aluschienen
gebildet wird, in den Packsack eingearbeitet und sorgt somit für eine
stabile Fixierung am Rücken. Zum Teil werden diese Aluschienen durch
stabile Kunststoffplatten ersetzt bzw. mit den Schienen kombiniert, um
eine höhere Torsionsteifigkeit und somit eine höhere maximale
Beladung zu erreichen.
1.2 Außengestell-Rucksäcke
Im Gegensatz zu den Innengestellrucksäcken bildet
bei diesen Modellen ein Rahmen aus Metall (Aluminium) das Gestell, auf
welchem ein Packsack mittels Gurten befestigt ist. Der Vorteil gegenüber
den Innengestellrucksäcken ist der, daß mit einer solchen Konstruktion
auch extrem schwere Lasten (über 30 kg) transportiert werden können.
Weiterhin kann man mit einem solchen Rucksack auch sperrige Gegenstände
wie Kisten etc. relativ komfortabel transportieren.
Bei manchen Außengestellrucksäcken kann man mittlerweile,
wie bei den Innengestell-Modellen auch, das Tragesystem an die Rückenlänge
anpassen. Aufgrund ihrer konstruktionsbedingten Sperrigkeit sind diese
Rucksäcke nur bedingt für alpine Unternehmungen geeignet und
werden vor allem dort eingesetzt, wo schwere Lasten über einen längeren
Zeitraum transportiert werden müssen (z.B. lange Touren ohne Versorgungsmöglichkeitauf
der Strecke).
2. Material
Rucksäcke werden meist aus Nylon oder einem Polyestergewebe hergestellt.
Am weitesten verbreitet ist Cordura-Nylon von DuPont welches in unterschiedlichen
Stärken verarbeitet wird, meistens zwischen 500 und 1000 den (500
den bedeutet: 9000m dieses Fadens wiegen 500g). Die hohe Reiß- und
Schürffestigkeit dieses Materials ist der Grund für seine Beliebtheit.
Polyester ist nicht ganz so robust wie Cordura, besitzt dafür aber
ein textileres Aussehen, ist UV-beständiger und wird häufig bei
etwas billigeren Modellen verwendet.
Manche Hersteller haben eigene Materialien entwickelt, wie z.B. MacPac,
deren "AzTec" eine Baumwoll-Polyester-Mischgewebe ist, das sich durch seineWasserdichtigkeit
und Robustheit auszeichnet.Vereinzelt findet man auch noch Leder- oder
Baumwoll-Rucksäcke, welche allerdings für ernsthafte Unternehmungen
nicht zu empfehlen sind.
3. Ausstattung
Zentrales Konstruktionsmerkmal eines jeden Rucksacks ist sein Tragesystem.
Dieses besteht zumeist aus einem Gestell, an welchem der Packsack und
Schulter- bzw. Hüftgurt befestigt sind. Dem Hüftgurt kommt hierbei
eine besondere Bedeutung zu, denn von ihm wird ca. 70 Prozent der Last
auf die Beckenknochen und somit auf die Beine übertragen. Er sollte
sich durch anatomischen Schnitt dem Körper optimal anpassen. Für
Tragekomfort sorgen hierbei eine dauerelastische Polsterung sowie seine
relativeVerwindungssteifigkeit. Mit der Verwindungs- bzw. der Torsionssteifigkeit
steigt auch das maximale Gewicht, welches mit dem Rucksack getragen werden
kann, ohne daß der Hüftgurt verrutscht.
Die Schultergurte sind dabei aber nicht minder wichtig. Fast alle Rucksäcke
sind mittlerweile mit s-förmig gebogenen Gurten ausgerüstet, die
den Armen ausreichende Bewegungsfreiheit erlauben. Durch eine breite Auflagefläche
verteilen sie die Last gleichmäßig auf den gesamten Schulterbereich
und entlasten somit die Brustmuskulatur.
Der Brustgurt verbindet die beiden Schultergurte und verhindert, daß
sie nach außen rutschen, was sonst relativ schnell passieren kann.
Der Rucksack ist normalerweise in ein Boden- bzw. Schlafsackfach und
ein Hauptfach aufgeteilt, die Trennwand kann aber normalerweise bei Bedarf
mittels Reißverschluß herausgetrennt werden. Zusätzlich
zu diesen beiden Fächern besitzen alle Rucksäcke ein Deckelfach,
welches man oft in der Höhe verstellen und somit das Gesamtvolumen
des Rucksacks variieren kann. Bei einigen Modellen kann man das Deckelfach
auch ganz abnehmen und z.B. als Waschbeutel oder als Hüfttasche benutzen.
Ein zusätzliches Dokumentenfach im Innern ist sehr nützlich und
bei den meisten Modellen vorhanden.
Sinnvoll angebrachte seitliche Kompressionsriemen, mit denen man auch
z.B.das Zeltgestänge befestigen kann, sind ebenso Standard wie zusätzliche
Befestigungsmöglichkeiten (Pickelschlaufen etc.). Diese sollten allerdings
wirklich nur an sinnvollen Stellen angebracht sein, denn schließlich
wiegen auch sie ihren Teil.
Um die innenliegenden Gepäckstücke bei Regen vor Feuchtigkeit
zu schützen gibt es mehrere Möglichkeiten. Es gibt z.B. spezielle
Überzüge, die man bei Regen über den ganzen Rucksack ziehen
kann. Wenn man einen großen Poncho benutzt, kann man diesen ebenfalls
über den Rucksack ziehen und ihn somit vor Feuchtigkeit schützen.
Die letzte Möglichkeit ist, alle Gepäckstücke extra in wasserdichte
Packsäcke zu stecken. Entweder man benutzt viele kleine, was den Vorteil
hat, daß die Sachen einfacher zu erreichen sind, oder man nimmt gleich
einen grossen (z.B.Ortlieb-Kleidersack) mit dem man dann, im Gegensatz
zu den anderen genannten Möglichkeiten, z.B. auch Flüsse problemlos
überqueren kann (mittlerweile gibt es auch komplett wasserdichte Rucksäcke
z.B. von Vaude).
Für mehr Übersichtlichkeit kann man Außentaschen an
den seitlichen Kompressionsriemen befestigen. Es gibt sie in allen möglichen
Größen und normalerweise lassen sich auch die Taschen von anderen
Firmen problemlos am eigenen Rucksack anbringen. Durch solche Außentaschen
wird der Rucksack natürlich um einiges sperriger.
4. Packen
Grundsätzlich kann man sagen, daß der Rucksackschwerpunkt sich
nah am Körper und nicht zu niedrig befinden sollte, um eine möglichst
aufrechte Gehweise zu ermöglichen. Zum Wandern oder Klettern sollte
er aber zwecks Vermeidung von unangenehmen Schaukelbewegungen auch nicht
unbedingt zu hoch liegen. Den Schlafsack stopft
man am besten in das dafür vorgesehene Fach und schwere Sachen wie
Kocher und Proviant nah an den Rücken in
das Hauptfach. Außen am Rucksack sollte man möglichst wenig
befestigen, weil es dort ungleich anfälliger gegen Diebstahl, Beschädigung
oder Verlust ist als im Innern des Rucksacks.
Bei längerem Transport empfiehlt es sich oftmals, den Rucksack
durch einen speziellen Transportsack gegen Beschädigung und Verschmutzung
zu schützen. Kleine Beutel in unterschiedlichen Grössen und Farben
erhöhen die Übersichtlichkeit im Innern des Rucksacks enorm
und wiegen meist nur sehr wenig.
Zum Tragegewicht kann man sagen, daß eine Beladung mit 1/4 des
Köpergewichtes relativ problemlos verkraftet werden kann, aber auch
eine Belastung bis zu 1/3 des Köpergewichtes noch akzeptabel ist.
Mehr sollte man aber nur im Notfall tragen, da der Köper für
eine solche Belastung einfach nicht ausgelegt ist. Natürlich sind
dies alles aber nur Richtwerte, die je nach Konstitution des Trägers
nach unten oder nach oben abweichen können.
5. Kauftips
Beim Rucksackkauf sollte man sich sehr viel Zeit nehmen, denn man sollte
auf jeden Fall im Laden verschiedene Modelle ausprobieren. Wichtig ist hierbei
vor allem, daß der Rucksack von Anfang an gut sitzt und nirgendwo
Druckstellen auftreten. Dies testet man am besten, indem man sich den Rucksack
mit einem Gewicht beladen läßt, welches in etwa dem entspricht,
was man später zu tragen gedenkt. Dann sollte man erst einmal mit
dem Rucksack durch das Geschäft laufen (auch mal die Treppen rauf
und runter etc.). Durch Testen von mehreren Modellen kann man sehr schnell
Unterschiede bei den Tragesystemen ausfindig machen. In vielen Geschäften
kann man auch mehrere Modelle zur Auswahl mit nach Hause nehmen. Wenn man bei einem Rucksack ein angenehmes Tragegefühl
hat und ihn deshalb in die engere Wahl nehmen will, sollte man nun einige
konstruktionelle Dinge überprüfen, z.B. ob die Nähte sauber
verarbeitet und ins Sackinnere eingefaßt sind. Wichtig ist auch,
daß alle Schnallen gut zu bedienen sind, die Riemen gut durchlaufen
und daß die Reißverschlüsse leichtgängig und robust
sind. Die besten Schnallen kommen meist von Fastex oder National Molding,
und bei den Reißverschlüssen steht vor allem YKK für Qualität.
Man sollte sich nicht von den Angaben mancher Hersteller beeinflußen
lassen, die an ihren Modellen besonders hervorheben, daß sich die Höhenverstellung
sehr schnell und einfach bedienen lässt. Dies ist nämlich eher
nebensächlich, wenn man bedenkt, daß man die Höhe normalerweise
nur einmal verstellt und dann nie wieder.