Schuh-FAQ der dro-faq

( this is a part of the faq of the german-spoken newsgroup de.rec.outdoors )

Version: 1.0
Autoren (alphab.): Jens W. Klein
Markus Knoppek
Torsten Stütz
Steffen Schwientek
und viele andere Leute aus de.rec.outdoors
Verwalter: Christof Amelunxen
letzte Änderung: 11. Februar 2005
URL: http://www.amelunxen.net/drofaq/schuhe.html
zip-Archiv: schuhe.zip

Bitte beachte auch die grundsätzlichen Anmerkungen auf der Hauptseite

Inhalt:

0 Vorwort

1 Schuhwerk

1.1 Leichtes Schuhwerk

1.1.1 Barfuss

1.1.2 Mokassins

1.1.3 Sandalen

1.1.4 (Trail-Running)Turnschuhe

1.1.5. leichte Wanderschuhe (halbhoch; Meindl Typ A)

1.2 Wanderstiefel

1.2.1 leichte Wanderstiefel (knöchelhoch; Meindl Typ A/B)

1.2.2 klassische Trekkingstiefel (Meindl Typ B)

1.2.3 Feste Trekkingschuhe (Meindl Typ B/C)

1.2.4 Stiefel für alpinen Einsatz

1.2.4.1 Bedingt steigeisenfeste Schuhe (Meindl Typ C)
1.2.4.2 Steigeisenfester Stiefel (Meindl Typ D)

1.2.5 Wasserdichte Wanderstiefel aus Gummi und Leder (Lundhags)

1.2.6 Gummistiefel

1.3 Sinnvoll Wanderstiefel kaufen

2 Pflege

2.1 Lederschuhe

2.1.1 Glattlederschuhe

2.1.2 Rauhlederschuhe

2.1.3 Nubukleder

2.2 Kunstfasergewebe und Baumwollschuhe

2.3 Gore-Tex und Schuhe

3 Socken

4 Steigeisen, Grödel und Spikes

4.1 Spikes

4.2 Grödel

4.3 Steigeisen

5 Wandertipps für die Füsse

5.1 Allgemeine Tipps

5.2 Tipps zum Umgang mit Blasen

6 Linkliste der einschlägigen Schuhhersteller und Pflegehinweise

Hauptseite der dro-faq


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0 Vorwort

Das wichtigste bei einer langen, unter Umständen schwierigen Wanderung ist die eigene Erfahrung, eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und die prinzipielle Bereitschaft bei zu schwierigem Gelände umzudrehen.

Neben der Selbstverantwortung sind die Schuhe die wichtigsten Begleiter auf Reisen/Wanderungen. Wenn es die falschen sind, wird jede längere Wanderung durch Blasen, Druckstellen oder schmerzende Knie zum Masochisten-Trip. Diese FAQ soll helfen, solche Unannehmlichkeiten zu vermeiden.


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1 Schuhwerk

Welcher Schuh für welchen Einsatz?

Grundsätzlich kann man je nach Fähigkeit und Training mit jeder Fussbekeidung überall hin kommen. Australische Buschmänner laufen ein Leben lang ohne irgend einen Schuh und verknacksen sich nichts, und so mancher untrainierter Ausrüstungsfetischist wird sich wohl noch im Vollgips einen Kreuzbandriss holen.

1.1 Leichtes Schuhwerk

Wer in leichtem Schuhwerk mit Gepäck auf unebenen Pfade wandern möchte, braucht guttrainierte Sehnen und Muskeln, die den Fuss und die Knöchel schützen. Wer mit völlig untrainierten Füssen mit schwerem Gepäck wandert, geht ein erhöhtes Risiko eines Bänderrisses ein.

Trainieren kann man seine Füsse z.B. durch Laufen auf "unebenem" Untergrund, mit leichtem Schuhwerk, ohne Gepäck; barfusslaufen trainiert am besten. Wohltrainiert sind die Füsse auch bei aktiven Joggern, Tennisspielern oder Ballettänzern (usw).

Mit halbhohem Schuhwerk sind bei Regen nasse Füsse nicht zu vermeiden. Natürlich sind feuchte Füsse mehr blasengefährdet, dies wird jedoch durch das weiche Schuhwerk kompensiert. So lange man in Bewegung ist, bleiben nasse Füsse auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt warm. Beim längerer Rast werden die Füsse allerdings kalt. Kalte Füsse erhöhen das Erkältungsrisiko und sollten schon aus diesem Grund verhindert werden.

Je leichter das Schuhwerk, desto weiter kann man am Tage ermüdungsfrei wandern. Eine grobe Faustregel lautet: 100g eingespart am Schuhwerk ermöglicht eine um 3km gewachsene Tagesdistanz. Darin liegt der Hauptvorteil des leichten Schuhwerks.

1.1.1 Barfuss

Unsere Vorfahren sind fast ausschliesslich barfuss gelaufen. Auch heute laufen noch viele Ureinwohner Australiens oder Menschen in Afrika barfuss herum. Wer im Alltag nicht regelmässig barfuss läuft, wird auch während der Wanderungen mit Rucksack nur wenig Freude daran haben. Das herumlaufen im barfussgeeignestem Gelände (Gras) kann jedoch auch jedem normalem Schuhträger Freude bereiten.

1.1.2 Mokassins

Die typische Fussbekleidung von nordamerikanischen Ureinwohnern oder auch unserer Vorfahren, die sich auch im Schnee fortbewegen mussten. Der Barfussgehtechnik sehr ähnlich, ist es nur dem erfahrenen Barfusswanderer angeraten, der sich auch mal im Schnee bewegen will.

1.1.3 Sandalen

Sie haben idealerweise eine dämpfende Sohle und schützen den Fuss vor dem Druck oder spitzen Steinen des Untergrunds.

Geeignete Sandalen sind etwas breiter und so geformt wie der Fuss, feine Anpassungen sollten mit den Verstellbändern vorgenommen werden. Der Fuss sollte beim Laufen in den Sandalen nicht herumrutschen. Modische dicke Sohlen sind fürs Wandern ungeeignet! Die Riemen sollen unter dem Fuss einen feste Schlaufe bilden oder anderweitig geeignet befestigt sein, damit sie nicht bei Belastung ausreissen.

Zur Vermeidung von Scheuerstellen an den Riemen kann man dünne Nylonsocken anziehen. In Verbindung mit mehreren wärmenden Socken kann der erfahrene Sandalenwanderer auch in kälterer Umgebung unterwegs sein.

1.1.4 (Trail-Running) Turnschuhe

Sie sind entwickelt worden, damit ein Läufer möglichst schnell ohne Gepäck im Gelände rennen kann. Sie haben eine exzellente Dämpfung und eine gute Federung. Viele amerikanische Ultralightweight-Weitwanderer laufen mit diesen Schuhwerk auch in den Rocky Mountains herum.

Der Turnschuh sollte an der Ferse gut sitzen und vorne den Zehen genügend Raum geben. Die Sohle ist generell sehr biegsam. Auf einen guten Fersenhalt ist zu achten. Dazu stellt man sich schräg auf eine Steigung, der Schuh darf sich dabei nicht unter dem Fuss verwinden! Übliche Trailrunner haben eine griffige Sohle. Die Sohle sollte auf ganzer Fläche den Boden berühren und keine modischen "Flüssig-Gel-Anteile" besitzen.

Die Einlage des Turnschuhs sollte herausnehmbar sein, das Oberteil sollte mit der Sohle vernäht, nicht verklebt sein. Wasserdicht braucht ein Turnschuh nicht sein, da das Wasser sowieso von oben in den Schuh dringen kann. Daher ist gute Atmunsaktivität umso wichtiger. Als Socke empfiehlt sich hier eine dünne Nylonsocke, um die Feuchtigkeit aus dem Schuh nach aussen zu transportieren.

Der Turnschuh darf auf keinen Fall eine modische dicke Sohle (Plateauschuhe) besitzen! Das führt zu einem erhöhten Drehmoment auf den Knöchel und kann zu Verletzungen führen.

1.1.5. leichte Wanderschuhe (halbhoch; Meindl Typ A)

Von Wanderschuhherstellern gebaut und für den Alltagseinsatz und für Wanderungen auf festen Wegen und im Mittelgebirge empfohlen.

Diese Schuhe sehen nicht nur anders aus als Turnschuhe, sie sind häufig auch anders aufgebaut. Sie haben oft eine steifere Sohle, welche die Fusssohle besser vom Untergrund isoliert und im geringen Masse auch den Knöchel vor abkippenden Füssen schützen soll.

Das Obermaterial solcher Schuhe besteht aus Leder oder Kunstfaser, manche Schuhe sind auch durch Goremembranen wasserdicht. Wie bei allen Halbschuhen sollte wegen der besseren Atmungsaktivität den unbeschichteten Materialien der Vorzug gegeben werden. Bei einer steiferen Konstruktion sind leichte Trekkingsocken zu empfehlen. Sie helfen dem Schuh bei der Entlüftung und bieten durch eine angepasste Fussform zusätzliche Dämpfung an der Ferse. Auf guten Fersenhalt ist auch bei diesen Schuhen zu achten.

1.2 Wanderstiefel

Als Stiefel wird im folgenden ein Schuh bezeichnet, der durch seine Bauform auch in der Lage ist, den Knöchel zu stützen. Solche Stiefel können durch dickes Leder oder eine Membran wasserdicht gemacht werden. Durch den höheren Schaft kommt das Wasser auch von oben nicht so leicht hinein. Für Wanderungen im tiefen Schnee oder im tiefen morastigem Gelände empfehlen sich zusätzlich Gamaschen.

Wanderstiefel wurden früher aus einem grossen Stück Leder über einen Leisten gezogen und mit 2 Nähten an der Sohle befestigt (daher auch der Ausdruck zwiegenäht). Eine solche Konstruktion ist je nach Dicke des Leders steif und wegen wenig Nähten im Oberleder auch gut abzudichten. Je weniger Nähte ein Stiefel besitzt, desto "wasserdichter" ist auch der Lederstiefel. Wanderstiefel, die aus mehreren Lederstücken gefertigt sind, müssen an den Nähten besonders sorgfältig abgedichtet werden.

Durch moderne wasserdichte, atmungsaktive Membranen ist es heute auch möglich, robuste Wanderstiefel mit vielen Nylonaussenstücken zu fertigen. Lederteile zur Stabilisierung des Stiefels sind heute meist noch unerlässlich. Diese Stiefel sind im Allgemeinen leichter als ihre ledernen Kollegen und stellen so eine Alternative zu ihren vollledernen Stiefeln dar.

Manche Stiefel haben an den Zehen und an den Seiten hochgezogene Gummilippen, die den Schuh vor Wasser schützen sollen. Diese Gummilippen verhindern jedoch auch zuverlässig jeden Wasserdampftransport an dieser Stelle (der Fuss schwitzt einiges an Wasser aus).

Bei den Innenfuttermaterialien hat man die Auswahl zwischen Leder und einem Kunstfaserinnenfutter. Leder fühlt sich lange Zeit kühler und trocken an, ist es jedoch einmal nass, trocknet es nur schlecht. Nylonfutter (oft Cambrelle) ist atmungsaktiver und trocknet schneller, ist allerdings nicht so robust.

Je nach Anwendung fertigen die Hersteller verschieden robustes Schuhwerk. Dabei verwenden sie folgende Faustregel: Je schwieriger das Gelände und je mehr Gepäck im Rucksack, desto robuster das Schuhwerk.

Das Schuhwerk wird in die folgenden Kategorien eingeteilt:

1.2.1 leichte Wanderstiefel (knöchelhoch; Meindl Typ A/B)

Ähnlich aufgebaut wie die leichten Wanderschuhe, bieten sie durch ihre Bauhöhe dem Fuss auch (leichten) Knöchelschutz. Für den Einsatz im Mittelgebirge und auf guten Alpenpfaden empfohlen.

1.2.2 klassische Trekkingstiefel (Meindl Typ B)

Häufig empfohlener Stiefel für für ausgedehnte Wanderungen und einfache Treks mit Gepäck. Die Sohle dieses Schuhs lässt sich nur mit grösserer Kraftanstrengung verwinden. Der Schuh fühlt sich steifer an und bietet dem Fuss guten Halt im Schuh. Er lässt sich auch in einfacherem Gelände noch gut laufen.

1.2.3 Feste Trekkingschuhe (Meindl Typ B/C)

Von vielen empfohlener Bergschuh für das Hochgebirgstrekking. Mit festerer Sohle als der klassische Trekkingstiefel. Weil sie genügend stabil sind, um leicht Stufen in festen Altschnee zu schlagen oder gegebenenfalls Leichtsteigeisen zu nutzen, sind auch Gletscher und festere Schneefelder kein Hindernis mehr. Der Standard Bundeswehrstiefel gehört auch in diese Kategorie. Nach Auswechslung einer rutschigen PU-Sohle (durch einen Schuster) ist auch dies ein guter Schuh, so er dem Träger denn passt.

1.2.4 Stiefel für alpinen Einsatz

Siehe hierzu auch die Ausführungen zu: Steigeisen, Grödeln, Spikes (Abschnitt 5).

Man unterscheidet zwischen "steigeisenfest" im Sinne von absolut steigeisentauglich und "bedingt steigeisenfest".

1.2.4.1 Bedingt steigeisenfeste Schuhe (Meindl Typ C)

Bedingt steigeisenfeste Schuhe verfügen über einen hohen Schaft und eine rutschfeste, aber noch nicht brettharte Profilsohle. Mit diesen Schuhen ist das Gehen mit Steigeisen in mässig steilem Gelände möglich, das Klettern mit Steigeisen in Eis und Fels hingegen nicht. Sie sind für den Einsatz bei alpinen Bergtouren gedacht, die gegebenenfalls die Begehung von gefrorenen Altschneefeldern oder Gletschern, sowie das Klettern in Routen bis zum IIIten UIAA Grad notwendig machen.

Bedingt steigeisenfeste Schuhe sind auch beim Gehen in einfachem Wandergelände noch erträglich. Schaft und Sohle sind weicher als bei den absolut steigeisenfesten Schuhen.

Wegen der Verwindungsmöglichkeit der Sohle müssen Steigeisen mit geteilten Rahmen genutzt werden. Aus Vollrahmensteigeisen könnte sich der bedingt steigeisenfeste Schuh durch Torsionsbewegung herausdrehen. Die sogenannte Frontalzackentechnik (Klettern am steilen Eis oder Fels nur mit den horizontal nach vorne gerichteten Zacken, quasi auf Zehenspitzen) ist nur in sehr eingeschränktem Mass möglich und darf in diesen Schuhen bei Absturzgefahr nicht gemacht werden.

Der Begriff der "bedingte Steigeisentauglichkeit" ist sehr dehnbar. Mancher Hersteller nennt bereits leidlich feste Trekkingstiefel (Typ B) so. Steigeisen und Stiefel sollten immer aufeinander abgestimmt gekauft werden.

1.2.4.2 Steigeisenfester Stiefel (Meindl Typ D)

Steigeisenfeste Stiefel besitzen eine rutschfeste, absolut steife Sohle und einen hohen, festen Schaft (meist bis zum Schienbeinansatz). Sie verfügen somit über eine sehr gute Stabilität und Kraftübertragung für das vom Untergrund abgewinkelte Stehen in Steigeisen an steilem Eis und Fels. Sie sind für den Einsatz bei Hochgebirgstouren gedacht, Sie bestehen entweder aus Kunststoff (skistiefelartig) oder aus sehr hartem Rinds- oder Nubuk-Leder mit Vibram-Sohle.

Die (absolut) steigeisenfesten Schuhe können mit Rahmensteigeisen und geteilten Steigeisen verwendet werden. Um Steigeisen mit Kipphebelbindung tragen zu können, benötigen die Schuhe an der Fuss-Spitze und an der Ferse bestimme Nuten im Sohlenrand oder Kanten über der Sohle. Ohne diese Merkmale können nur Riemensteigeisen getragen werden.

Steigeisenfeste Schuhe erscheinen für den Neuling oft angenehm fest und sicherer als Wanderstiefel. Sie sind aber für das Gehen in normalem Wandergelände nur bedingt geeignet oder zumindest bei längeren Strecken sehr unangenehm zu tragen. Aus persönlicher Erfahrung empfehlen wir absolut steigeisenfeste Schuhe nur mit vom Orthopäden angepassten Fussbetteinlagen zu tragen.

1.2.5 Wasserdichte Wanderstiefel aus Gummi und Leder (Lundhags)

Der untere Bereich der Stiefel ist komplett mit Gummi überzogen, der Schaft ist deutlich höher als bei den hierzulande üblichen Modellen und die Zunge ist bis oben vernäht. Diese Stiefel sind erste Wahl bei Dauerregen, nasser Vegetation, sumpfigem Untergrund etc. Mit ordentlich abgebundener Regenhose sind auch zügige Flussdurchquerungen möglich -> kein Auskühlen, keine Umzieh-Aktion am Ufer.

1.2.6 Gummistiefel

Gemeint sind spezielle Modelle mit verstärkter Wandersohle und Kautschukschaft, nicht die billige Kaufhausausführung! Bei Schweden sind Gummistiefel sehr beliebt. Aufgrund der praktisch nicht vorhandenen Stabilisierung des Fusses sind sie jedoch für weniger geübte Wanderer nur eingeschränkt zu empfehlen.

1.3 Sinnvoll Wanderstiefel kaufen

Nehmt euch Zeit, am besten mehr als eine Stunde. Denk dran, dass sich deine Füsse auf Tour tagelang unter grössten Anstrengungen (!) darin wohl fühlen müssen. Wer sich solche Schuhe mal eben in zehn Minuten kauft, hat entweder grosses Glück oder wird den Ärger seiner Füsse spüren.

Geht in den Fachhandel eures Vertrauens, am besten Abends, wenn eure Füsse auf "Betriebsausmasse" angeschwollen sind. Nehmt eure Wandersocken mit. Erklärt dem Verkäufer was, wo und zu welcher Jahreszeit ihr mit euren Schuhen machen wollt. Erwähnt ob ihr erfahrener oder unerfahrener Wanderer seid. Hört dem Verkäufer aufmerksam zu. Er wird euch Schuhe in eurem Anwendungsbereich vorschlagen. Scheut euch nicht Fragen zu stellen. Jetzt wäre der geeignete Augenblick um Socken VOR der Anprobe zu kaufen.

Probiert die vom Verkäufer rausgesuchten Schuhe an.

Kauft den Schuh, der euch am besten passte. Lasst euch vom Verkäufer die Pflege eurer Schuhe erklären.


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2 Pflege

Man könnte meinen, Gore-Tex-Schuhe müssten nicht zwingend imprägniert werden, weil die Membran ja sowieso kein Wasser nach innen durchlässt.

Das ist zwar zunächst einmal richtig - Nassfuss von aussen wird man in einem intakten nicht-imprägnierten Gore-Tex-Schuh nicht bekommen. Der Haken ist der, dass bei durchnässtem Aussenmaterial die Membran nicht mehr weiss, wo sie den ganzen Wasserdampf eigentlich lassen soll, den sie hinaustransportiert (siehe Gore-Tex).

Infolgedessen ist die verbleibende Atmungsaktivität sehr bald Null bis negativ. Folgen: durch Schweiss aufgeweichte Fusshornhaut und damit Blasen.

Die Art des Oberleders definiert demzufolge die Pflegevorschrift aller Wanderschuhe

2.1 Lederschuhe

2.1.1 Glattlederschuhe

Glattlederschuhe werden gewachst.

Dazu eignen sich Bienenwachs, oder normale Schuhwachse. nicht fetten! Fetten macht das Leder weich und verwandelt Schuhe der Kategorie c/d in Schuhe der Kategorie a.

Vor dem Wachsen sollte der völlig trockene, saubere Schuh mit einer Bürste abgebürstet werden.

Um die Schuhe durch Wachsen dauerhaft zu Imprägnieren bieten sich ein Backofen oder ein Fön an.

Den Backofens heizt man auf 50 Grad vor und schaltet diesen ab. Temperatur prüfen! Nun legt man ein nicht mehr benötigtes Holzbrett auf den Ofenboden und stellt die Schuhe für ein paar Minuten auf die Holzunterlage in den geschlossenen Ofen. Achtung: Um Beschädigungen zu vermeiden, dürfen die Schuhe keinen Kontakt mit den Ofenwänden haben (vorher probieren!) Wer kein Holzbrett entbehren möchte, kann auch eine gefaltete Zeitung nehmen, sollte aber sicherheitshalber öfter mal nachsehen.

Nach ca. 10 Minuten, nimmt man die Schuhe aus dem Ofen und trägt das Wachs mit einem Lappen auf. Durch das warme Obermaterial zieht das Wachs besser und tiefer in das Leder ein und verbleibt länger dort als wenn man es in kaltem Zustand aufbringt. Alternativ kann man die Dose mit dem Schuhwachs in den Ofen stellen.

Diesen Vorgang kann man nun öfter wiederholen, um die Wasserdichtigkeit der Schuhe zu erhöhen. Idealerweise so lange, bis das Leder kein Wachs mehr aufnimmt.

Hat man keinen Herd, oder will diesen nicht für die Schuhpflege missbrauchen, leistet ein Fön gute Dienste. Man reibt die Schuhe mit dem Wachs ein und fönt die Schuhe anschliessend ab. Dabei erzielt man jedoch nicht den gleichen Pflege- und Funktionseffekt wie die zuvor beschriebene "Backofenmethode".

Für diese Tipps wird keinerlei Garantie übernommen, es kann zu unvorhergesehen Komplikationen kommen. Wer kein (zugegeben relativ geringes) Risiko für seine Schuhe eingehen möchte, sollte beim herkömmlichen kaltwachsen bleiben. Dies ist allemal besser, als gar keine Pflege.

Für längere Wanderungen empfiehlt sich die Mitnahme einer kleinen Dose (z.B. altes Filmdöschen) Wachs und zwischendurch den trockenen Schuh einfach nachwachsen.

2.1.2 Rauhlederschuhe

Wachsen verändert Rauhleder in Glattleder, zumindest die Optik verändert sich drastisch.

Angetrockneter Schmutz ist mit neutraler Seife in handwarmem Wasser und einem weichen Tuch vorsichtig abzulösen und mit ausreichend destilliertem Wasser nachzubehandeln, so dass keine Seifenrückstände im Leder verbleiben. Anschliessend mit einem weichen Wolltuch trockenreiben und mit einer Bürste aufrauhen, wenn das Leder getrocknet ist.

Zur Imprägnierung keinesfalls Ledermilch verwenden, sondern ein umweltfreundliches Imprägnierspray.

Bei vielen Rauhlederbesitzern klappt diese Art der Imprägnierung jedoch nicht, nach zwei Stunden durch die feuchte Wiese saugt sich das Leder mit Wasser voll. In diesem Fall kann der Schuh wie ein Glattlederschuh behandelt werden. Die Atmungsaktivität des Leders wird dadurch jedoch reduziert.

2.1.3 Nubukleder

Nubukleder ist das weichste und angenehmste Leder überhaupt. Es ist hoch atmungsaktiv und feuchtigkeitsregulierend. Allerdings auch empfindlicher, als alle gedeckten Leder. Sie brauchen deshalb einen speziellen Veredlungsschutz.

Das Leder ist durch einen speziellen Gerbprozess dauerhaft schmutz- und wasserabweisend. Dies bewirkt, dass Wasser, Öl, Fett, Kaffee oder Alkohol nicht in das Leder eindringen können, sondern abperlen. Verbleibende Reste sollen sofort mit einem saugfähigen Tuch oder Papiertaschentuch abgesaugt werden.

Nubukleder zeigen nach dem Gebrauch eine Patina. Mit einer rauhen Bürste können diese Flächen aufgearbeitet werden. Verschmutzungen möglichst nicht in das Leders einreiben, sondern nach dem trocknen mit einer rauhen Bürste ohne grossen Druck abgebürstet werden.

Speckige, glänzende Stellen und Ränder von Wassertropfen kann man mit einem Crepe-Gummi oder einer Bürste entfernen. Insbesondere im Herbst und Winter, bei Regenwetter und Schnee kommt es vor, dass sich an Nubukleder Schuhen Ränder durch getrocknete Wasserflecken abzeichnen: am besten den Schuh in noch feuchtem Zustand mit viel Wasser gründlich abwaschen und abbürsten. Danach auf der Seite liegend trocknen und nach etwa zwölf Stunden - das Leder ist dann immer noch feucht - einen Schuhdivner einstecken und das Leder mit einer Messingbürste aufbürsten. Zur Pflege und Auffrischung des Fettgehaltes eignet sich Nubukspray.

2.2 Kunstfasergewebe und Baumwollschuhe

Da auch bei diesen Geweben, die Atmungsfähikeiten erhalten bleiben sollen, empfehlen sich Imprägniersprays. Wenn diese Schuhe keine wasserdichte Membran besitzen, sollte man möglichst die Atmungsaktivität und Luftigkeit des Schuhs erhalten, indem man den Schuh mit Wasser reinigt.

Befindet sich unter dem Kunststoffgewebe jedoch eine wasserdichte Membran, so sollte man den Oberstoff zusätzlich mit einem geeignetem Spray imprägnieren.

2.3 Gore-Tex und Schuhe

Die Gore-Tex-Membran ist ein Plastik-Folie (Thermoplast, PTFE, Handelbezeichnung Teflon) die durch Strecken porös wird. Durch diese Löcher kann zwar Wasserdampf (einzelne Wassermoleküle) entweichen, aber kein flüssiges Wasser (zusammenhängende Moleküle) eindringen.

Gore-Tex funktioniert nur dann wirklich brauchbar, wenn zwischen Aussen- und Innenklima ein deutliches Gefälle besteht. D.h. wenn es im Schuh warm und feucht ist und draussen kalt und trocken ist, dann super Atmungsaktivität. Alles was von dieser Idealkombination abweicht verschlechtert die Funktion deutlich. Insbesondere in warmen Gegenden ist Gore-Tex eher nicht empfehlenswert. Ähnliches gilt für das Sympatex-Laminat und andere auf Membran-Funktion basierende Ausstattungen.

Leder ist von Natur aus wasserabweisend und bleibt es bei entsprechender Pflege auch. Wenn Leder nicht gepflegt wird, saugt es sich voll Wasser und die von Natur aus vorhandene Atmungsaktivität ist hinüber. Daraus folgt, das ein Lederschuh mit Gore-Tex-Membran auch ohne Gore-Tex wasserdicht sein muss.

Etwas wissenschaftlicher ausgedrückt:
Eine semipermeable Schicht funktioniert nur solange, wie ein Konzentrationsunterschied auf den beiden Seiten vorhanden ist. Wenn auf der Aussenseite der Gore-Tex-Membran Wasser ist, gibt es keinen Austausch mehr von innen nach aussen.

Merke: Falls nicht wasserdicht, kann die Gore-Texmembran keine Feuchtigkeit von innen nach aussen lassen; falls wasserdicht, braucht man die Membran nicht, sie behindert dann nur die Atmungsaktivität.

Zudem hatten die Mebranen in der Vergangenheit Probleme mit der mechanischen Belastung im Schuh. Die Membranen sind durch verschiedene physikalische Einflüsse im Schuh regelrecht gebrochen. Durch verbesserte Membranen und bessere Konstruktion des Schuhs treten diese Probleme bei neueren Schuhen kaum mehr auf. An stark beanspruchten Stellen kann die Membran aber immer noch brechen. Dies ist dann ein irreparabler Schaden.

Die Schuhe müssen dann aber keineswegs ausgemustert werden. Bei entsprechender Imprägnierung (siehe Pflegetipps) sind sie dann genauso dicht, wie die jeweiligen Schuhe ohne Membran. Sie atmen nur nicht so gut wie ein reiner Lederschuh.

In reinen dicken Lederschuhen ist Gore-Tex daher überflüssig und nach der Meinung der meisten dro-Autoren ein reiner Marketinggag. In neueren innovativen Wanderstiefeln könnte Gore theoretisch die Konstruktion wasserdicht machen, während anderes Kunststoffmaterial (Cordura...) für die nötige Festigkeit sorgt. Damit könnte man den Wanderstiefel leichter machen, ohne an Stabilität einzubüssen. Mit diesem Schuhwerk liegen jedoch zur Zeit nur wenige Erfahrungen vor.

Diese Aussagen gelten auch für andere Ausstattungen mit den Eigenschaften einer semipermeablen Mebran (wie z.B. Sympatex usw.).


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3 Socken

Passende Socken für den richtigen Einsatzzweck sind ebenso wichtig wie ein passender Schuh, bzw. bilden eine Einheit mit dem Schuh.

Wanderstiefel haben nur eine geringe Wasserdampfdurchlässigkeit durch das Obermaterial. Ein Grossteil des Fussschweisses wird überraschenderweise durch die Socken abtransportiert. Die Socke nimmt den entstehenden Fussschweiss auf, die Feuchtigkeit verteilt sich dabei über die gesamte Socke, auch in den Teil, der aus dem Schuh herausragt. Dort kann die Socke die Flüssigkeit leicht an die Umgebungsluft abgeben. Somit sollte die Socke Wasser gut aufnehmen und auch transportieren können. Reine dünne Kunstfasersocken (Propylen, Nylon) sind dafür bestens geeignet.

Dies ist jedoch nicht die einzige Aufgabe der Socke. Ferner sollte sie den Fuss genügend Polsterung (an der richtigen Stelle) und Dämpfung bieten. Dafür sind spezielle Wandersocken entwickelt worden, bekannteste Hersteller sind Falke und Rhoner. Die Polsterung der Socke wird umso wichtiger, desto steifer der Schuh ist. Eine dicke Socke ist ferner in der Lage, überschüssige Feuchtigkeit aufzunehmen und vom Fuss fernzuhalten.

Manche empfehlen, 2 Socken zu verwenden, ein dünner aus reiner Kunstfaser (zum Feuchtigkeitstransport) und einen zweiten zur Polsterung und Wasseraufnahme. Andere gehen mit einer Wandersocke besser. Polsterung und Feuchtigkeitstransport findet dann in einer Socke statt.


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4 Steigeisen, Grödel und Spikes

Das Begehen von Schnee und Eis erfordert gegebenenfalls den Einsatz von technischen Hilfen wie Steigeisen, Grödeln oder Spikes.

4.1 Spikes

Spikes sind ca. 2mm kurze Metallspitzen, die in einem Leder oder Gummiband eingenietet sind. Sie sind nur als Rutschschutz auf ebenen Eis- oder Schneeflächen geeignet. Da sie nicht unter der Sohle gesichert sitzen, sind sie nicht geeignet um das Abrutschen an Hängen zu verhindern.

Sie lassen sich meist mit Riemenkonstruktionen unter theoretisch jeden beliebigen Schuh mit einigermassen ebener Sohle binden.

4.2 Grödel

Ein Grödel ist ein etwa 8 Zentimeter langer Metallrahmen, der mit Riemen mittig unter den Schuh gebunden wird. Von diesem Metallrahmen weisen vier oder sechs etwa 3 cm lange Metalldornen senkrecht nach unten. Ursprünglich waren Grödel für den Anwendungszweck des Gras mähens auf steilen Wiesen vorgesehen. Wo von Hand gemäht wird, sieht man nicht selten heute noch Grödel. Der Grödel ermöglicht auch Halt auf hart gefrorenem Schnee oder Eis und ist für das Queren von glatten Hängen bis etwa 40 Grad, bzw. für An- oder Abstiege mit einer Steilheit bis etwa 20 Grad geeignet. Grödel sind nur bei relativ festen Schuhen sinnvoll (min. Klasse B, besser B/C), lassen sich allerdings notfalls auf fast alle Schuhe (von Badeschuhen vielleicht ein Mal abgesehen) schnüren.

4.3 Steigeisen

Ein Steigeisen ist eine Konstruktion aus einem oder zwei Metallrahmen, der die gesamte Schuhlänge umfasst. Von dem/den Rahmen weisen zwischen zehn und fünfzehn ca. 3-5 cm lange Metalldornen nach unten, z.T. auch nach vorne und hinten. Man unterscheidet steife Rahmensteigeisen (ein durchgängiger, verwindungsfester Rahmen) und etwas flexiblere geteilte Steigeisen, bei denen der Fersenrahmen mit dem Vorderfussrahmen über einen beweglichen Metallstreifen verbunden sind. So genannte Leichtsteigeisen haben immer geteilte Rahmen.

Leichtsteigeisen haben keinen eigentlichen Rahmen. Sie bestehen aus einem Stück Flachstahl, aus dem die Zacken einfach nach unten harausgebogen sind (horizontaler Rahmen). Sie eignen sich für alles, ausser für das Klettern an gefrorenen Wasserfällen. Neben dem Gewicht haben sie den Vorteil, dass sie so gut wie nicht anstollen. Erheblicher Nachteil ist, dass durch das Umbiegen der Zacken Sollbruchstellen entstanden sind. Beispiel: Camp Ice Trek

"Normale" Steigeisen haben einen Rahmen, der parallel zu den Zacken ist (horizontaler Rahmen). Daher müssen sie schwerer sein, um verwindungssteif zu sein. Neben dem Gewicht haben sie den Nachteil, dass sie den Schnee ausstechen wie Plätzchenformen den Teig. Ist der Schnee feucht, nützen auch so genannte Anti- Stoll- Platten nichts.

Steigeisen werden entweder über Riemen- und Korbkonstruktionen am Schuh befestigt oder über eine sogenannte Kipphebel-Bindung, ähnlich sehr einfachen Skibindungen.

Je nach Konstruktion können Steigeisen an "bedingt steigeisenfesten" oder an "steigeisenfesten" Schuhen genutzt werden (siehe Schuh-Kategorien).

Je nach verwendetem Schuh und nach Steigeisenkonstruktion kann man damit auf stark geneigtem Blankeis (bis ca. 40 Grad), Steileis (über 40 Grad bis senkrechte Eiskletterei) und in gemischtem Eis-/Schnee-/Fels-Gelände gehen.

(!) Werden Hänge steiler 20 Grad mit Steigeisen begangen, MUSS mit Pickel oder mindestens mit zwei Skistöcken gegangen werden. Das Gehen mit Steigeisen muss unbedingt unter Anleitung erlernt werden, da sonst beim Abbremsversuch eines Sturzes die Gefahr erheblicher Verletzungen und unkontrollierten Abtrudelns in absturzgefährdetes Gelände besteht.


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5 Wandertipps für die Füsse

5.1 Allgemeine Tipps

Während des Laufens unterstützt die Beinbewegung das Herz, während der Rast staut sich das Blut in den Beinen. "Wenn ich alleine wandere und keine Hütten aufsuche, habe ich niemals schwere Beine am nächsten Morgen. Geht es jedoch in Hütten (mit entsprechenden Abendprogramm) fällt das Gehen sowohl am Abend als auch am nächsten morgen schwer."

5.2 Tipps zum Umgang mit Blasen

Blasen sind etwas sehr individuelles, deshalb können wir hier keine allgmeingültigen Tipps anbieten. Einige Leute neigen regelrecht zu Blasen, andere bekommen so gut wie nie welche.

Zu einen kann der Schuh die Schuld an der Blasenbildung haben. Fast normal ist es bei neuen Leder-Schuhen die eine oder andere Blase zu bekommen. Daher sollte man neue Schuhe schon im Alltag anziehen, damit sich das Leder dem Fuss anpassen kann und die Hornhaut am Fuss dem Schuh. Die erste Tour sollte etwas kürzer ausfallen. So richtig eingelaufen ist ein Schuh aber erst nach mehreren Tourentagen. Sollte danach Blasenbildung immer noch ein Dauer-Problem sein, kann es sein, dass der Schuh nicht passt oder die Socken nicht optimal sind. Auch nach längerer Wanderpause sind Blasen am ersten Tourentag eher wahrscheinlich. Wenn es die Socken nicht sind, kann ein guter Schuster eventuell durch Weiten oder Umarbeiten des Schuhs helfen. Notfalls muss man sich eingestehen, dass der Schuh ein Fehlkauf war.

Was kann man tun gegen Blasen? Zum einen kann man vorbeugende Massnahmen ergreifen, zum anderen kann man während der Tour akute Blasenbildung behandeln. Die verschiedenen Methoden muss jeder für sich selber probieren und rausfiltern, was bei ihm funktioniert:


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6 Linkliste der einschlägigen Schuhhersteller und Pflegehinweise


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